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15.09.2017 – 26.11.2017

Eine Kiste ist eine Kiste. Ausser wenn die Kiste im Museum steht. Dann ist eine Kiste zwar noch immer eine Kiste, vor allem aber ist sie dann Kunst. Im Creaviva bauten wir als interaktive Ergänzung zur ZPK-Ausstellung «10 Americans after Paul Klee» gemeinsam ein Kunstwerk aus Kartonkisten. Oder vielleicht auch einfach nur ein Werk. Denn das mit der Kunst ist ja immer so eine Sache.

Im Winter 1963 schickte der amerikanische Pop-Art-Künstler Andy Warhol einen seiner Mitarbeiter in den Supermarkt mit dem Auftrag, etwas ganz Normales mitzubringen. Dieser schleppte nebst Verpackungen von Del Monte-Pfirsichen, von Kellogg’ s Cornflakes, von Heintz-Ketchup auch Schachteln für Putzseife von Brillo an. Nach dem Vorbild ebendieser Brillo-Kartons liess Warhol anschliessend von einem Schreiner Hunderte Holzkisten fertigen, die exakt den kartonierten Vorbildern aus dem Hause Brillo entsprachen.
 
Am 21. April 1964 wunderte und ärgerte sich das New Yorker Kunst-Publikum an der Putzkisten-Vernissage über Warhols schonungslose Umsetzung eines provokativen Konzepts.
 
Warhol war ein begnadeter Verkäufer seiner selbst und seines Namens, der dank der spektakulären Brillo-Ausstellung in der Kunstwelt Furore machte. Zudem bewirkte der Kistenberg eine leidenschaftliche Debatte über den Kunstbegriff, über Kommerzialisierung, Kreativität, Urheberrecht und Kultur.
 
Konzept-Kunst ist Sache des Creaviva nicht. Hingegen nimmt das Kindermuseum die Idee von Warhol als Steilpass für ein ausgedehntes Spiel mit Kartons, die für sich alleine noch kein Kunstwerk sind, in der gelungenen Kombination mit weiteren kartonierten Objekten aber durchaus Kunstwerkcharakter bekommen können.
 
Wenn in der semi-meditativen Beschäftigung mit Hunderten von Kartons sich die Frage nach dem Wesen der Kunst stellen sollte, so ist das durchaus im Sinne des Creaviva. Sollte sich in der Begegnung mit den «Boxes» (engl.: Kisten, Schachteln) hingegen im Inneren eine umfassende, befreiende Leere auftun, so ist das nicht weniger erfreulich.
 
Einmal mehr nahm sich das Creaviva ein scheinbar bedeutungsloses Objekt vor und überliess dieses dem Publikum zur heiteren Interaktion. Im Fokus dieser auf Karton reduzierten Ausstellung stand das Gemeinschaftswerk. In dessen virtuellem Windschatten entdecken wir den 2013 verstorbenen Kulturphilosophen Danto mit seiner These vom Ende der Kunst. Und über allem schwebt völlig unaufgeregt Gaston Bachelards Betrachtungen zur Poetik des Raums.
 
Und das alles wegen ein paar ganz normalen Kartons.