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Abbildung des Werks "Architektur aus Variationen" von Paul Klee

Paul Klee, Architektur aus Variationen, 1927, 307, Zentrum Paul Klee, Bern

Paul Klee war neben Wassily Kandinsky, Lothar Schreyer oder Oskar Schlemmer zwischen 1921 und 1931 als Lehrer – Meister genannt – am Bauhaus tätig. Er unterrichtete keine angehenden Künstler, sondern wie er selber sagte "Bildner, werktätige Praktiker". Wie der Bauhaus-Gründer Walter Gropius war er überzeugt, dass Kunst an sich nicht lehrbar sei, da diese nur durch Intuition entstehen könne. Ziel seines Unterrichts war, den Studierenden grundlegende Prinzipien der Gestaltung zu vermitteln.

Unterrichtstätigkeit am Bauhaus

Paul Klee beginnt seinen Unterricht am Staatlichen Bauhaus im Frühjahr 1921 und verlässt es erst 10 Jahre später wieder. Während dieser Zeit verfasste Klee Vorlesungen zur "Bildnerischen Formlehre" und rund 3’900 Seiten mit Unterrichtsnotizen, die er in ihrer Gesamtheit als "Bildnerische Gestaltungslehre" bezeichnete. Der Gründer des Bauhauses, Walter Gropius, hat in seinem Manifest von 1919 den Bau als das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit gefordert. Klee schlägt vor, neben dem Bau auch die Bühne ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen. Bau und Bühne als die konstruktiven und intuitiven Elemente verbinden das Handwerk mit dem Kunstwerk. Bau und Bühne vereinen Wissenschaft und Leidenschaft.

Foto des "Bauhaus" Gebäudes in Dessau

Bauhaus in Dessau

Als Gropius das Bauhaus 1927 verlässt und Hannes Meyer, einen Schweizer Architekten, zu seinem Nachfolger bestimmt, wendet sich die Schule einseitig nur noch dem Architektonischen zu. Künstler wie Moholy-Nagy, Schlemmer und Klee vollziehen einen Abgang und praktizieren die Grundidee des Bauhauses anderswo. Klee unterrichtet an der Kunstakademie in Düsseldorf, bis er im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung entlassen wird und nach Bern ins Exil fährt.

Klees Gestaltungslehre

Die Forderung des Bauhaus-Gründers Walter Gropius, wonach Architektur und Plastik und Malerei einander ergänzen sollen und eine Arbeiter- und Wissenschaft bedingen mögen, übernimmt Paul Klee in seiner Formlehre.

Klees Formlehre bleibt der umfassende Versuch einer kunsttheoretischen Architektonik im Sinne eines metaphernreichen Ideengerüstes. Klee hat intuitiv begriffen, dass alles „erbaut“ – man lernt hinter die Fassade sehen, ein Ding an der Wurzel fassen. Und trotzdem gehe es nur darum, die Konstruktion eines Geheimnisses zu bewerkstelligen (Exakte Versuche im Bereich der Kunst, 1928).

Klees umfangreiche Unterrichtsnotizen zu seiner Formenlehre wurde in einem Forschungsprojekt im Zentrum Paul Klee geordnet und stehen Interessierten  in einer umfangreichen Datenbank zur Verfügung:

Meisterhäuser am Bauhaus in Dessau

1924 geriet das Staatliche Bauhaus in Weimar infolge politischer Gegenwirkung der thüringischen Regierung in eine Krise. Walter Gropius verhandelte 1925 mit Oberbürgermeister Fritz Hesse über die Ansiedlung des Bauhauses in Dessau. Ihm wurde nicht nur der Bau des Schulgebäudes zugesichert, sondern auch der einer Reihe von Wohnhäusern für Bauhausmeister.

Für das Haus des Direktors und die drei Doppelhäuser wurde ein Gelände an der damaligen Burgkühnauer Allee in fußläufiger Entfernung zum Bauhausgebäude gewählt. Wie beim Bauhausgebäude war die Stadt Dessau der Auftraggeber. Die Bauhausmeister wohnten zur Miete, die bedingt durch Größe und besondere Ausstattung der Häuser nicht gering war.

Den Künstlern standen hier großzügige Ateliers zur Verfügung, deren verglaste Fronten zu den bemerkenswertesten Gestaltungselementen der Häuser gehören. Neben der Einheit von Form und Funktion ist die intensive Farbgebung bemerkenswert. Kandinsky und Klee nutzten ihre Räume zu faszinierenden Experimenten mit dem Gestaltungselement Farbe.

Mit den Meisterhäusern sollte auch eine neue Art zu wohnen demonstriert werden. Besonders das Haus Gropius wies eine Fülle bemerkenswerter Details auf, vom begehbarem Kleiderschrank über die "Heißwasser-Soda-Dusche" der Spülküche bis zum zusammenschiebbaren Doppelsofa. Auf diesem Gebiet sollte sich die damalige Voraussicht von Gropius bestätigen:

"heute wirkt vieles noch als luxus, was übermorgen zur norm wird", schrieb er 1930 mit Bezug auf die Innenausstattung der Meisterhäuser.

Foto der Meisterhäuser in Dessau von Walter Gropius

Meisterhäuser in Dessau von Walter Gropius

"der organismus eines hauses ergibt sich aus dem ablauf der vorgänge, die sich in ihm abspielen- in einem wohnhaus sind es die funktionen des wohnens, schlafens, badens, kochens, essens, die dem gesamten hausgebilde zwangsläufig die gestalt verleihen.... die baugestalt ist nicht um ihrer selbst willen da, sie entspringt allein aus dem wesen des baus, aus einer funktion, die er erfüllen soll."

".... architektur erschöpft sich nicht in zweckerfüllung, es sei denn, dass wir unsere psychischen bedürfnisse nach harmonischem raum, nach wohlklang und maß der glieder, die den raum erst lebendig machen, als zwecke höherer ordnung betrachten" Gropius 1930, bauhausbauten dessau